

Vier Räume im Erdgeschoss des alten Blumenthaler Rathauses will der gemeinnützige Verein Quartier für das Projekt „Neue Wolle“ nutzen. In einem wird eine Werkstatt eingerichtet, in der die Frauen montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr mit Wolle kreativ arbeiten werden. Dabei sollen sie von zwei Designerinnen angeleitet werden. (Christian Kosak)
Ins alte Blumenthaler Rathaus zieht wieder Leben ein – zumindest vorübergehend. In dem Gebäude, das seit 2016 leer steht, bietet der gemeinnützige Verein Quartier ein Beschäftigungsprojekt für junge Frauen an. Zielgruppe sind Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen mit Kindern. Zum 1. August ist das Projekt an den Start gegangen.
Am Donnerstag hat der Verein laut Quartier-Geschäftsführer Uwe Martin die Förderbewilligung von der senatorischen Behörde für Wirtschaft und Arbeit erhalten. Damit kann das Vorhaben jetzt umgesetzt werden. „Neue Wolle“ heißt das Projekt in Anknüpfung an alte Zeiten, als hinter dem Rathaus auf dem Gelände der früheren Bremer Woll-Kämmerei noch Wolle zu Kammzug verarbeitet wurde. Mit einer Laufzeit von 23 Monaten ist es als Zwischennutzung für das verwaiste Rathaus gedacht.
Quartier wird im Erdgeschoss vier Räume nutzen. In einem wird eine Werkstatt eingerichtet, in der die Frauen montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr mit Wolle kreativ arbeiten werden. „Beim Stricken, Filzen und Weben sollen sie handwerkliche Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben“, sagt Uwe Martin. Zwei Designerinnen, Luisa Renker und Christina Weingärnter, werden die Gruppe anleiten. Die organisatorische Leitung für das Projekt hat Johanna Boehme.
Laut Martin geht es in dem Projekt auch darum, dass sich die Frauen über die gemeinsame kreative Arbeit persönlich weiterentwickeln. „Ziel ist, das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen zu stärken, selbstsicheres Auftreten zu fördern. Die Frauen lernen, eigene Ideen zu entwickeln und zu präsentieren und ihren Alltag zwischen Arbeit und Familie zu organisieren. Alles Fähigkeiten, die sie auch brauchen, um eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben.“ Uwe Martin ist sich indes bewusst: „Bei Frauen mit mehreren Kindern ist eine Berufstätigkeit ein sehr weit gestecktes Ziel. Wir möchten ihnen mit dem Projekt aber die Möglichkeit geben, außerhalb von Haushalt und Kinderbetreuung Perspektiven für sich zu entwickeln.“
Gegenseitige Stärkung und Hilfe
Wichtig ist dem Geschäftsführer der soziale Aspekt. Bei einem ähnlichen Projekt in Kattenturm, wo Frauen aus unterschiedlichen Ländern Schnittmuster entwerfen und unter Anleitung von zwei Modedesignerinnen Kleidung selber herstellen, hat Quartier die Erfahrung gemacht: „Das gemeinsame Arbeiten im geschützten Raum der Werkstatt, wo die Frauen unter sich sind, fördert auch den Austausch untereinander. Die Frauen stärken und helfen sich gegenseitig.“ Das Projekt in Blumenthal sieht ein gemeinsames Frühstück vor, in einem Raum neben der Werkstatt werden die Kinder betreut. „Dafür stellen wir zwei Mitarbeiter ein“, sagt Uwe Martin. Insgesamt werden nach seinen Worten sechs Teilzeit-Kräfte in dem Projekt beschäftigt.
Für die Teilnehmerinnen werden laut Martin zwölf Arbeitsplätze in der Werkstatt eingerichtet. Teilnehmen darf, wer mindestens zwei Tage in der Woche mitarbeitet. Frauen aus der Zielgruppe könnten häufig wegen Haushalt und Kindererziehung nicht jeden Tag teilnehmen, begründet dies Uwe Martin. „Wir rechnen mit einem Pool von 20 bis 30 Teilnehmerinnen, die in unterschiedlicher Häufigkeit und Anzahl in der Werkstatt arbeiten.“
Am 1. September soll die Werkstatt in Betrieb gehen. Den August will Quartier nutzen, um die Werkstatt einzurichten und Teilnehmerinnen zu gewinnen. „Durch unser Projekt Nunatak sind wir in Blumenthal gut vernetzt“, erklärt Uwe Martin mit Blick auf das von Quartier im Juni 2016 initiierte Kulturcafé an der Kapitän-Dallmann-Straße. In Kindergärten, Schulen, beim Quartiersmanagement Blumenthal und in verschiedenen Arbeitskreisen im Stadtteil will Quartier für das „Neue Wolle“-Projekt im alten Rathaus werben. Für die Werkstatt werden laut Martin Webstühle, Strickmaschinen und auch Nähmaschinen angeschafft. „Wir nehmen gerne auch gebrauchte Maschinen und Material wie Wolle und Stoffe als Spenden an. Einige Sachspenden haben wir schon erhalten.“
350.000 Euro hat Quartier laut dem Geschäftsführer für „Neue Wolle“ veranschlagt. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Beschäftigungspolitischen Aktionsprogramms des Landes Bremen aus dem Topf „Lokales Kapital für soziale Zwecke (LOS) in Groß“ mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). „LOS in Groß“ ist eine Erweiterung des LOS-Programms, das soziale Kleinstprojekte in Quartieren unterstützt. „Es fördert größere Modellprojekte in Quartieren mit einer längeren Laufzeit von bis zu drei Jahren und einer größeren Zahl an Teilnehmern“, erklärt Thorsten Armstroff, Leiter der ESF-Verwaltungsbehörde bei der Senatorin für Wirtschaft und Arbeit. Die Vorhaben müssen sich ausschließlich oder überwiegend an Frauen wenden.
August 03, 2020 at 10:00AM
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