Was Anfang 2019 als fixe Idee eines Studenten begann, ist mittlerweile zu einem kulturellen Hotspot am Königsplatz geworden. Im Freiwerk kann jeder, der Lust auf kreative Tätigkeiten in gemeinschaftlicher Atmosphäre hat, zu den Öffnungszeiten vorbeischauen und sein eigenes handwerkliches Projekt realisieren.
Ob dann Altes neu interpretiert, Kaputtes repariert oder Neues fabriziert wird, ist dabei nicht von Belang. „Hier kann jeder machen, worauf er Lust hat“, betont Lennart Lorz. Er war es, der die Idee einer Werkstatt für alle in der Innenstadt hatte und diese trotz Widrigkeiten umsetzen konnte. „Wir waren begeistert davon, wie hier junge Menschen ihren Einfall mit viel Power durchgesetzt haben“, erinnert sich Beate Osterholz, die für den Marktplatz für ehrenamtliches Engagement in Paderborn tätig ist.
Teure Maschinen gemeinsam nutzen
Wird Nachhaltigkeit zu einem immer wichtigeren Thema im Alltag, so setzt man sich in der offenen Werkstatt gleich an mehreren Stellen dafür ein. Hier wird nicht nur repariert und wiederverwertet, die dafür genutzten Maschinen werden gemeinschaftlich geteilt und sind so in häufiger Verwendung.
„Bei manchen Werkzeugen und Maschinen ist es einfach nicht sinnvoll, sie für den Eigenbedarf anzuschaffen. Gute Geräte sind teuer und eine Hobbywerkstatt perfekt auszurüsten, ist nicht realistisch. Im Freiwerk macht eine Maschine mehrere Menschen glücklich und nicht nur einen“, erklärt Lorz seine Ursprungsidee.
Der Standort am Königsplatz sei auch deshalb gut gewählt, denn gerade in der Innenstadt fehle es den Menschen an Raum, um sich handwerklich ausleben zu können. Mittlerweile ist das Freiwerk dank Leihgaben und privater Spenden vom Elektrohobel bis zur Nähmaschine sehr gut ausgestattet. „Hätten wir jetzt das Angebot, die Werkzeuge einer aufgelösten Schreinerei anzunehmen, müssten wir leider absagen – aus Platzgründen“, erklärt Reinhold Lehnhardt-Niederstebruch, der das Projekt von Beginn an unterstützt.
Selbst Erfahrene können hier lernen
Aufgrund der positiven Resonanz wurden die Öffnungszeiten von anfänglich einen auf nun vier Nachmittage in der Woche erweitert. Momentan werden montags und dienstags der Werktreff, mittwochs der Nähtreff und donnerstags der Maltreff von erfahrenen Ehrenamtlichen betreut. „Dabei geht es gar nicht nur darum, Anfängern etwas beizubringen, sondern auch um geselligen Austausch und um kreatives Miteinander. Selbst als Erfahrene kann ich von denjenigen etwas lernen, die gerade erst anfangen und selbst etwas lernen wollen“, berichtet Michelle Brockmann, die sich im Nähtreff engagiert.
Um die erweiterten Öffnungszeiten gewährleisten zu können, wurden handwerklich geschickte Ehrenamtler gesucht. Hier kam der Marktplatz für ehrenamtliches Engagement ins Spiel. „Ich bin zwar gelernter Elektroingenieur, aber ich war auch schon immer handwerklich interessiert. Die ersten Schlafzimmermöbel für meine Frau und mich habe ich selbst gebaut“, erzählt Günter Deutsch.
Annette Bechthold vom Markplatz weiß, wozu er fähig ist: „Günter ist ein gutes Beispiel für unsere vermittelten Ehrenamtlichen. Er hat schon vor einiger Zeit am EFI-Programm teilgenommen und unterstützt nun jede Woche tatkräftig das Freiwerk mit seinerhandwerklichen Erfahrung.“
Doppelt auf der Suche
Ziel des EFI-Programmes ist es, das Erfahrungswissen älterer Menschen in ehrenamtlicher Tätigkeit für gesellschaftliche Projekte zu gewinnen. EFI steht dabei für „Erfahrungswissen für Initiativen“. Das Team des Marktplatzes sucht ständig nach neuen Engagierten, die sich in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl einsetzen wollen.
Wer Interesse daran hat, mit jüngeren, älteren, kranken, behinderten oder geflüchteten Menschen zu arbeiten, aber auch, wer sich handwerklich oder technisch einsetzen will, kann sich auf der Internetseite des Markplatzes informieren.
Auch das Freiwerk ist auf der Suche. Nicht nur nach einem neuen, größeren Raum im Stadtkern, wenn bald die vorhandenen Räume am Königsplatz zwecks Verwaltungsneubaus der Stadt weichen müssen. Das Team sucht auch nach Freiwilligen oder Menschen, die die Initiative mit Spenden unterstützen wollen und nach neuen Mitgliedern, die den Verein mit einem ab 20 Euro frei wählbaren Jahresbeitrag unterstützen.
Mehr Informationen dazu und die genauen Öffnungszeiten, für deren Nutzung derzeit pandemiebedingt eine verbindliche Anmeldung nötig ist, sind auf der FreiWerk-Internetseite zu finden.
August 28, 2020 at 06:00AM
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Wo auch beim Sägen geplauscht wird - Westfalen-Blatt
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